Fotos: ©Michael Hofmann

Bei der Darstellung der synoptischen Tradition hebt Joseph Ratzinger vor allem die Aufgabe des Petrus als Wortführer sowohl in der Gemeinschaft der Zwölf als auch in der hervorgehobenen Dreiergruppe, die Stellung des Petrus in den Jüngerlisten und die Verleihung eines besonderen Namens an Petrus durch Jesus hervor.

FESTSCHRIFT

Der Jubilar: P. Stephan Otto Horn SDS

Michaela C. Hastetter,
Christoph Ohly (Hrsg.)
Dienst und EinheitReflexionen zum petrinischen Amt in ökumenischer Perspektive
Festschrift für Stephan Otto Horn
zum 80. Geburtstag. 354 Seiten
Format: 16 x 24 cm
Erscheinungsjahr: 2014
ISBN 978-3-8306-7673-7
EUR 29,95
EOS-Verlag, St. Ottilien

• Zum Inhalt:Petrinische Theologie gehört zum Forschungsschwerpunkt von P. Stephan Otto Horn SDS, dem diese Festschrift anlässlich seines 80. Geburtstages gewidmet ist. 50 Jahre nach dem Bruderkuss von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras I. in Jerusalem greift dieser Band Themen um das Papstamt in ökumenischer Perspektive aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf. Dabei kommen ökumenisch-theologische, systematische, historische, liturgiewissenschaftliche, kirchenrechtliche und spirituelle Annäherungen ebenso in den Blick wie noch unentdeckte Bezüge zum petrinischen Amt über die Sprache der Musik.

• Zum Jubilar:P. Stephan Otto Horn SDS, geboren am 7. September 1934 in Isny/ Allgäu; nach dem Abitur Eintritt in die Gesellschaft des Göttlichen Heilandes (Salvatorianer);
1960 Priesterweihe in Passau; 1966 Promotion in München zum Dr. theol.; nach Tätigkeiten in der Ordensgemeinschaft von 1972 bis 1977 Assistent bei Professor Joseph Ratzinger in Regensburg; 1978 Habilitation; von 1981 bis 1986 Professor für Dogmatik in Augsburg; von 1986 bis 1999 Professor für Fundamental-theologie in Passau; seit 2001 Vizepostulator in der causa P. Franziskus Jordan (Gründer der Salvatorianer); Sprecher des Schülerkreises von Joseph Ratzinger/ Papst Benedikt XVI. und 1. Vorstand der „Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI. – Stiftung“.

Zum Verlag: 

 

Beitrag von Kurt Kardinal Koch in der Festschrift „Dienst und Einheit“ für P. Stephan Otto Horn zum 80. Geburtstag

DIE PRIMATSTHEOLOGIE VON JOSEPH RATZINGER/
BENEDIKT XVI. IN ÖKUMENISCHER PERSPEKTIVE

„Petrus, ein schwacher Mensch, wurde gerade deshalb als Fels erwählt, damit offenbar werde, dass der Sieg Christus allein gehört und nicht das Ergebnis menschlicher Kräfte ist.“1  In dieses Paradox von Schwachsein und Felssein in der Person und in der Sendung des Petrus münden die von Joseph Kardinal Ratzinger unterzeichneten und im Jahre 2002 der Öffentlichkeit  vorgelegten  Erwägungen  der  Kongregation  für  die  Glaubenslehre. „Der Primat des Nachfolgers Petri im Geheimnis der Kirche“. Dieselbe Paradoxie von menschlicher Ohnmacht und grenzenloser Macht der Liebe Gottes zeigt sich auch in der Geschichte der Nachfolger des Petrus, insofern es in ihr auf der einen Seite nicht an menschlichen Irrtümern und schweren Mängeln gefehlt hat, insofern aber auf der anderen Seite die Einsicht in und die Erfahrung der Notwendigkeit einer aktionsfähigen Stimme der Bezeugung des Glaubens und deshalb einer gemeinsamen Mitte der Christenheit dazu veranlassen, den Primat des Nachfolgers des Petrus als großes Geschenk der Barmherzigkeit Gottes an die Kirche zu erkennen und zu würdigen. Dass einzelne Päpste aus dem Eigenen ihres Menschseins heraus deshalb zum Skandalon geworden sind, weil sie Christus nicht nach‐folgen,  sondern  ihm  voran‐gehen  wollten,  dass  aber  das  Papstamt „durch eine nicht aus ihm selber stammende Kraft Fundament der Kirche“ geblieben ist und es auch heute ist: In dieser Spannung erblickt Joseph Ratzinger mit Recht das eigentliche „Drama der Papstgeschichte“.2

Die paradoxale Spannung von Skandalon und Fels findet eine besonde‐
re Zuspitzung in der ökumenischen Situation, in der die Frage des Primats des Petrus und seiner Nachfolge im Bischof von Rom zweifellos eines der heißesten  Eisen  der  ökumenischen  Auseinandersetzungen  darstellt  und sich als cruziale Frage herausstellt. Denn auf der einen Seite ist der Primat des Bischofs von Rom, wie bereits Papst Paul VI. eindringlich betont hat, das Haupthindernis bei der Wiederherstellung der Einheit der Christen; auf der anderen Seite erweist sich der Primat des Bischofs von Rom aber auch als Hauptmöglichkeit für dasselbe Anliegen, insofern, wie vor allem der hl. Papst Johannes Paul II. überzeugt gewesen ist, das Amt, das dem Nachfolger des Petrus aufgetragen ist, auch das Amt der Einheit ist und im Bereich der Ökumene „seine ganz besondere Erklärung“ findet.3 Der Frage des Papstamtes als Haupthindernis und Hauptmöglichkeit der Ökumene muss sich die ökumenische Diskussion deshalb stellen, weil es sich dabei keineswegs um eine nebensächliche Frage handelt, sondern um einen Sach‐ verhalt, der zum Wesen der Kirche und insofern auch zum Wesen des Christlichen gehört, wie dies Kardinal Joseph Ratzinger mit klaren Worten ausgesprochen hat: „Der römische Primat ist nicht eine Erfindung der Päpste, sondern ein auf den Herrn selbst zurückreichendes und in der werdenden Kirche entfaltetes Wesenselement der kirchlichen Einheit.“4 … 

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1 Der Primat des Nachfolgers Petri im Geheimnis der Kirche. Erwägungen der Kongregation für die Glaubenslehre (31. Oktober 1998), Nr. 15, zit. nach: Gerhard Ludwig Müller (Hg.), Der Primat des Nachfolgers Petri im Geheimnis der Kirche. Studien der Kongregation für die Glaubenslehre, Würzburg 2010, 19–28.

2 Joseph Kardinal Ratzinger, Primat Petri und Einheit der Kirche, in: ders., Zur Gemeinschaft gerufen. Kirche heute verstehen, Freiburg i. Br., Basel, Wien 1991, 43–69, hier 57.

3 Johannes Paul II., Die Schwelle der Hoffnung überschreiten, Hamburg 1994,
181.

4Ratzinger, Primat Petri (Anm. 2), 67–68.