Treffen des Schülerkreises in Castelgandolfo mit Papst Benedikt

Schülertreffen in Castelgandolfo mit Papst Benedikt 2009

Für das Schülertreffen mit Papst Benedikt in Castelgandolfo 2009 war mit großer Einmütigkeit das Thema der „Mission“ – der Erstevangelisierung der Völker – bestimmt worden. Konnten wir zu einem neuen missionarischen Aufbruch angesichts der Krise der Mission einen Beitrag leisten? Referenten waren beim theologischen Tag mit Papst Benedikt (29. August) die emeritierten Professoren Peter Beyerhaus und Horst Bürkle. Beyerhaus, ein Repräsentant der evangelikalen Richtung im deutschen Luthertum, gab seinem Referat den Titel „Die Mission ad Gentes – ihre Berechtigung und Gestalt heute“. Bürkle, ein zur katholischen Kirche konvertierter lutherischer Professor hatte sein Thema so charakterisiert: „Die Kirche und ihre Mission im Dialog mit Menschen in veränderten Religionen und Kulturen.“ Leider war die Zeit für den theologischen Diskurs mit Papst Benedikt in diesem Jahr knapper als im vergangenen Jahr.

Professor Beyerhaus diagnostizierte die missionarische Krise als Grundlagenkrise der ganzen Christenheit, zeigte aber zugleich auf einen Neuaufbruch der Mission. Vor allem legte er eine eigenständige trinitarisch-heilsgeschichtliche Schau für die Berechtigung der Mission vor. Die Mission ist eine Missio Dei: sie gründet in der Sendung des Sohnes Gottes und des Heiligen Geistes in die Welt. Die Zeit erlaubte es Prof. Beyerhaus nicht, die heutige geschichtliche Herausforderung zur Weltmission darzustellen.

Professor Bürkle konnte ebenfalls nur einen Ausschnitt seines Referats präsentieren. So konnte er nicht auf die Herausforderungen eingehen, die universalistische Deutungen fremder Religionen für die Christenheit bedeuten. Er ging wohl wegen der in Kürze stattfindenden zweiten Afrikasynode auf das Problem der Inkulturation in Afrika ein und legte überzeugend dar, dass Bewegungen, die das Christentum verfremden oder in ihre traditionellen Gemeinschaften nur einzelne christliche Elemente einbeziehen, nur dann zurückgedrängt werden können, wenn die Kirche einer authentischen Inkulturation den Weg bereitet.

Am Sonntagmorgen feierte der Heilige Vater mit dem Schülerkreis und dem Neuen Schülerkreis im Centro Mariapoli in Castelgandolfo die Heilige Messe und hielt dabei die Predigt. Beim gemeinsamen Frühstück richtete Kardinal Schönborn ein Wort des Dankes an Papst Benedikt. Danach konnte ihm der Schülerkreis der Heiligen Vater eine umfassende Bibliographie seines wissenschaftlichen Werkes präsentieren. Das Buch überreichten Dr. Vinzenz Pfnür – verdienstvoller Redaktor -, P. Dr. Stephan Horn – Sprecher des Schülerkreises als des Herausgebers des Werkes – und der Verleger Dr. Dirk-Hermann Voß.  Das Angelusgebet in der Päpstlichen Residenz vereinte schließlich nochmals den Heiligen Vater mit seinem Schülerkreis und dem Neuen Schülerkreis.

Am Sonntagnachmittag fand sich der Schülerkreis mit dem Neuen Schülerkreis – nun freilich ohne Papst Benedikt – zu einem ausgiebigen Dialog zusammen. Er basierte auf dem Referat eines Schülers von Papst Benedikt, Abbé Dr. Barthélemy Adoukonou, dem Sekretär der westafrikanischen Bischofskonferenzen. Adoukonou präsentierte die Mission der Kirche als Familie Gottes in Westafrika unter dem Titel „Die Kirche in Afrika und die Neuaufnahme der Mission seit dem Vatikanum II.“

Der Vortrag und zwei weitere Erfahrungsberichte aus Indien (von P. Dr. Alex Thannippara, Mitglied des Schülerkreises) und Tansania (von Dr. Achim Buckenmaier, Mitglied des Neuen Schülerkreises) führten zu einem lebhaften und fruchtbaren Gedankenaustausch.

Nachtrag: Die Ausführungen von Prof. Beyerhaus nahm der evangelische Theologe Werner Neuer zum Anlass, die ökumenischen Initiativen von Papst Benedikt zu würdigen. Beginnend mit seiner Tätigkeit als Professor in Freising bis hin zum diesjährigen Schülertreffen in Castelgandolfo.
Erschienen in Diakrisis 30 (2009/4) 238–242