AKTUELL
Schülerkreise in Rom 2017

Vorträge und Homilien

Vortrag von Bischof Dr. Manfred Scheuer
Verfolgung und Martyrium. Zwischen Todesideologie und Lebenszeugnis
Homilie von Bischof Dr. Manfred Scheuer
Jesus muss leiden (Mt 16,24)
22. Sonntag im Jahreskreis
Vortrag von Prälat Helmut Moll
Gehalt und Gestalt des christlichen Martyriums im 20./21. Jahrhundert
Eine historisch – theologische Erörterung
Homilie von Kurt Cardinal Koch
Treuhänder der anvertrauten
Talente sein

RÜCKSCHAU

Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.
Zeichen des neuen Lebens
Predigten zu den Sakramenten der Kirche

Ausgewählt und herausgegeben von Dr. Manuel Schlögl, Geleitwort: Bischof Dr. Stefan Oster SDB

Erscheinungsjahr 2017
ISBN: ISBN 978 3 89411 439 8
Johannes-Verlag Freiburg

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Joseph Ratzinger, herausgegeben von Manuel Schlögl. Mit einem Geleitwort von Kurt Cardinal Koch
Der Weg des Lebens.
Predigten im Jahreskreis.

Erscheinungsjahr 2016
ISBN: 978-3-89411-434-3
Sammlung Christliche Meister ; 62
Johannes-Verlag Freiburg

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Schülerkreistreffen in Rom 2017

Das Treffen stand unter dem Thema „Christenverfolgung und Martyrium“.
Fotos:© Michael Hofmann

Das Treffen der beiden Schülerkreise von Joseph Ratzinger /Papst Benedikt XVI. fand von 31.August bis 3.September in Rom statt. Tagungsort war die Villa Fatima an der Via Aurelia. In diesem Jahr stand es unter dem Thema „Christenverfolgung und Martyrium.“ Nach wie vor sind die Christen die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft weltweit. Man geht davon aus, dass 200 Millionen Christen in 60 Ländern wegen ihres Glaubens mit dem Tod bedroht sind – eine Tatsache, die in den westlichen Medien kaum Beachtung findet. Umso wichtiger war es, sich im Rahmen des Treffens über Erfahrungen mit verfolgten Christen auszutauschen und tiefer in die spirituelle und theologische Dimension des Martyriums einzudringen.

Dazu waren drei Referenten eingeladen. Der koptische Bischof Dr. Kyrillos William von Assiut in Ägypten, der während seines Promotionsstudiums in Rom mehrere Jahre als Ferienaushilfe in Deutschland verbracht hatte, berichtete aus erster Hand über das Leben der Christen in einem arabischen Land. Viele Ägypter könnten nicht lesen und schreiben und stünden daher unter dem Einfluss der Imame, die jede andere Religion ablehnten. Es seien daher eher die Gebildeten, die den Kontakt mit der Kirche suchten und heimlich Christen würden. Der Zusammenhalt der Christen untereinander sei gerade aufgrund der Bedrohung von außen besonders groß und ihre Identifikation mit der Kirche stark und widerstandsfähig.

Tags darauf hielt Bischof Dr. Manfred Scheuer von Linz ein Referat über „Verfolgung und Martyrium zwischen Todesideologie und Lebenszeugnis.“ Gerade aufgrund der Geschichte des 20.Jahrhunderts, in der viele Christen aus ideologischen Gründen getötet wurden, gebe es in der Öffentlichkeit eine „Viktimisierung des Märtyrerbegriffs“: er bezeichne mehr das Opfer als den Zeugen. In der christlichen Tradition sei aber das Zeugnis für Christus, die im Glauben an ihn auch im Leiden durchgehaltene Liebe das entscheidende Kriterium des Märtyrers. Neben dem „roten Martyrium“ durch die Hingabe des eigenen Lebens kenne man auch ein „weißes“ (durch Askese und Selbstverleugnung) und ein „grünes Martyrium“ (durch Verkündigung des Glaubens in einer fremden Kultur). Das Leiden für Christus habe also viele Gesichter und sei immer auch ein Zeugnis der Hoffnung auf den Gott, der alles lebendig macht. Durch diese österliche Dimension des Martyriums reiften manche Zeugen im Angesicht des Todes zu einer tiefen Einsicht in den Heilswillen Gottes, so dass ihre Abschiedsbriefe oft von einer überraschenden Fröhlichkeit und Gelassenheit erfüllt seien.

Am Nachmittag stellte Prälat Dr. Helmut Moll, Mitglied des Schülerkreises und als Beauftragter der Bischofskonferenz für das „Deutsche Martyrologium des 20.Jahrhunderts“ (2015 in sechster Auflage erschienen) ein ausgewiesener Kenner der Materie, die kirchengeschichtliche und -rechtliche Dimension des Martyriums dar. Gemäß dem Lehramt der Kirche gebe es drei Kriterien für die Anerkennung eines Martyriums: den gewaltsamen Tod durch andere, den Hass auf den Glauben als Motivation der Täter sowie die bewusste Annahme des göttlichen Willens durch den Märtyrer. Das dritte sei auch das am schwierigsten nachzuweisende Kriterium, betonte Moll, weshalb die Kanonisationsprozesse auch häufig lange dauerten und sehr sorgfältig durchgeführt werden müssten, bis die entsprechenden Quellen gefunden und geprüft worden seien. „Märtyrer“ sollten daher nur die wirklich kanonisierten Seligen und Heiligen genannt werden, während alle anderen als „Glaubenszeugen“ zu bezeichnen seien. Papst Franziskus habe vor kurzem noch ein viertes Kriterium ins Spiel gebracht: die Hingabe des Lebens, zum Beispiel bei der Pflege von Kranken.

Wie immer wurden die Referate in einer anregenden Diskussion aufgegriffen und weitergeführt. So wurde über die Möglichkeit eines ökumenischen Tages der Märtyrer nachgedacht und das Gedenken an die verfolgten Christen als ein beständiges Gebetsanliegen herausgestellt. Ein Teilnehmer fasste den Impuls der Tagung folgendermaßen zusammen: „Wir brauchen die Märtyrer, um unsere Mittelmäßigkeit zu überwinden.“