Projekte – ÜBERSICHT Die Stiftung ist derzeit mit folgenden Projekten befasst:

Vergabe von Stipendien

Hauptreferat von Kardinal Kurt Koch "Die Offenbarung der Liebe Gottes und das Leben der Liebe in der Glaubensgemeinschaft der Kirche".

Bischof Barthélémy Adoukonou aus Benin, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Kultur und Mitglied des Schülerkreises Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. eröffnete feierlich das Symposiun.
Das Denkmal "Porte du Salut" (Tor des Heiles) erinnert an die Ankunft der ersten Missionare vor 150 Jahren in Benin. Die Öffnung für das Evangelium hat die geographischen Landeskonturen von Benin angenommen.
"Porte du Non-Retour" (Tor ohne Rückkehr) am ehemaligen Sklavenhafen von Ouidah.

Band 6/1 und 2
Joseph (Benedikt XVI.) Ratzinger
Jesus von Nazareth Beiträge zur Christologie.
Band 6/1 (JRGS 6/1)
ist lieferbar unter
ISBN 978-3-451-34173-1.
Band 6/2 (JRGS 6/2)
ist lieferbar unter
ISBN 978-3-451-34174-8.
Zum Buch 

Theologisches Symposium vom 13.-23. September 2013
in Cotonou, Benin

„Die Seele Afrikas bis in die Tiefe evangelisieren“ (Africae munus, 91)

Die Jesusbücher von Papst Benedikt XVI.
im Dienst der Kirche in Afrika

Als wir am Abend des 13. Septembers nach der Landung afrikanischen Boden betraten, schlug uns schwere, feuchte, schwülwarme tropische Luft ins Gesicht. Es war schon dunkel. In der kleinen Ankunftshalle drängten sich Menschen um Koffer, Pässe und Einreisevisa. Afrika – Westafrika – Benin: Ein kleines Land mit einem schmalen Küstenstreifen, in dem erst vor 150 Jahren die ersten Missionare angekommen waren, um das „Evangelium Christi, des Sohnes Gottes“ (Mk 1,1) zu verkünden. In ihre Fußspuren durften wir treten. Bischof Barthélémy Adoukonou, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Kultur, hatte Mitglieder aus dem Schülerkreis und dem Neuen Schülerkreis Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. gemeinsam mit belgischen und französischen Theologen eingeladen, um die Jesusbücher des Papstes im afrikanischen Kontext zu lesen und verschiedene Themen daraus in einem wissenschaftlichen Symposium zu erschließen. Eine große Zahl an Priestern aus Benin, Universitätsprofessoren verschiedener Disziplinen, Juristen und Psychologen, Seminarrektoren, Seminaristen und Theologiestudierende, Ordensschwestern und interessierten Laien aus Benin und den westafrikanischen Nachbarländern waren der Einladung nach Cotonou ins „Centre de Recherche et Spiritualité“ gefolgt.

Afrika im Jahr des Glaubens! Benin, die Ursprungstätte der traditionellen Religion des Vodun, hatte erneut das Herz für Christus geöffnet, wie es das Denkmal am ehemaligen Sklavenhafen neben der „Porte du Non-Retour“ (Tor ohne Rückkehr) von Ouidah eindrücklich vor Augen führt. In der ähnlich wie das Sklavendenkmal als Mauer gestalteten „Porte du Salut“ (Tor des Heiles) hat die Öffnung für das Evangelium die geographischen Landeskonturen von Benin angenommen. Hier, wo einstmals tausende und abertausende Sklaven unter den menschenunwürdigsten Bedingungen rücksichtslos und grausam verschifft wurden, waren 1861 die ersten Missionare in Dahomey, dem heutigen Benin, an Land gegangen. Im Relief der Vorderfront des Monuments mit Blick auf den atlantischen Ozean brechen zehn Strahlen aus dem himmlischen Symbol für die Heiligste Dreifaltigkeit hervor. Dem entsprechen zehn ausgestreckte Hände der im unteren Bereich des Portals dargestellten Personen, die die Strahlen auffangen. Kein Strahl geht verloren, das ganze Evangelium, die unverfälschte Tora des Neuen Mose, wurde in Benin aufgenommen und in die eigene Kultur übersetzt.

Nicht umsonst widmet sich Bischof Adoukonou unermüdlich dem Thema der Inkulturation und hat dafür sogar die Bewegung Sillon Noir („Schwarze Furche“, oder auch freier übersetzt „Afrikanische Kultur“) gegründet, aus der eine eigene Gemeinschaft erwachsen ist, die den Namen der Muttergottes von der Inkulturation trägt: „Notre Dame de l’Inculturation“. Das Anliegen der Inkulturationsbewegung ist es, wertvolle Elemente der traditionellen Religion aufzugreifen und in das christliche Leben zu inkulturieren, wie etwa traditionelle Tänze und Gesänge mit ihren Rhythmen und Instrumenten. Dabei wurde Adoukonou immer mehr bewusst, dass es letztendlich um eine Konversion in der Tiefe des Herzens gehen müsse. Es genüge nämlich nicht, einfach traditionelle Elemente zu verchristlichen. Wenn sich die Kirche in Afrika als Familie Gottes verstehe, aber doch immer noch Stämme gegen andere Stämme kämpfen (wie etwa traurige Realität im blutigen Konflikt zwischen Angehörigen der Volksstämme Hutu und Tutsi in Ruanda), ist der alle verbindende Glaube an Christus noch nicht tief genug in die Herzen eingedrungen, hat seine verwandelnde und erneuernde Kraft in Afrika noch nicht voll entfaltet.

Doch wie in Europa, wenngleich unter anderen Vorzeichen, bedarf es auch hier der Neuevangelisierung. Die Einflüsse des Vodun, der 50% der Bevölkerung angehört, sind immer noch sehr stark. In der historischen Hafenstadt Ouidah, dem religiösen Zentrum des Vodun, stellte sich uns ein afrikanischer Jugendlicher, der sich vor der katholischen Kirche gegenüber dem traditionellen Schlangentempel postiert hatte, auf die Frage unserer afrikanischen Begleiter, wer er sei, so vor: „Ich bin ein Sohn des Tempels der Python!“ Der Glaube an Jesus Christus muss sich gegen den Ahnenkult und andere magische Praktiken behaupten. Die Angst, verwünscht zu werden, die Macht der Verstorbenen und die Sorge, nach dem Tod selbst als kleiner Götze verehrt zu werden, bedrängt die Christen. Daher ist gerade hier das Thema der Inkulturation so bedeutsam. Ein Universitätsprofessor erklärte uns: „Ich will doch nicht, dass man mich nach meinem Tod in meinem Dorf als Gottheit verehrt! Daher muss ich mich jetzt für die Inkulturation des Evangeliums einsetzen.“

Neben dem Problem der traditionellen Religionen wiederholt sich in der jungen Kirche in Benin das Ringen der Alten Kirche um den rechten Glauben. Wer ist Jesus Christus, wer ist der Heilige Geist und wie hängen beide zusammen? Nach einer Krankenheilung an einer an beiden Beinen gelähmten Frau durch einen katholischen Priester vor zwei Jahren versteht sich diese als Inkarnation des Heiligen Geistes. Parallelen zum Manichäismus mit seinem Begründer Mani, der sich selbst als Inkarnation des Parakleten verstand hatte, drängen sich auf. In Benin hat sich um die geheilte Frau auch eine neue häretisch-schismatische Gruppierung gesammelt: die private katholische Kirche Banamé (Église Catholique Privée de Gbanamé), der sich Tausende von Katholiken – Priester, Ordensleute und Laien – angeschlossen haben. Warum? Woher kommt die Faszination an dieser Sekte? Wenn sich der Heilige Geist, so sagen die Leute, schon einmal hier in unserem Land, in Benin, inkarniert, dann müssen wir das doch unterstützen!

So wurde uns immer deutlicher, wie wichtig die theologische Initiative von Bischof Adoukonou war, die von der Fondazione Vaticana finanziert und vom Päpstlichen Rat der Kultur mit der Schirmherrschaft von Kardinal Ravasi, der Bischofskonferenz Benin und der Stiftung Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. personell unterstützt wurde. Zur Vorbereitung auf das Symposium wurden vom 16.-18. September drei intensive Lektüretage (lecture guidée) im „Centre de Recherche et Spiritualité“ mir fünf halbtägigen Einheiten zu verschiedenen Themenkomplexen aus den Jesus-Büchern veranstaltet. In zwei Gruppen aufgeteilt studierten die etwa 50 Teilnehmenden unter der Leitung von P. Jacques Servais aus Rom und den Mitgliedern der Schülerkreise von Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. (P. Stephan Horn und Michaela C. Hastetter) nach jeweils theologischen Einführungen einzelne Kapitel der drei Bände, die dann im Anschluss gemeinsam diskutiert und vertieft wurden. Behandelt wurden hermeneutische Fragen, aber auch inhaltliche Aspekte wie die Frage nach Wundern, Tod und Auferstehung, die Seligpreisungen, das johanneische Bild des Wassers, aber auch übergreifende Themen wie Wachen und Erwachen.

Das theologische Symposium, das als „Colloque international sur les trois tomes de Jésus de Nazareth de Joseph Ratzinger“ angekündigt worden war, setzte vom 18. bis 22. September die Thematik für ein breiteres Publikum fort. In den Vorträgen ging es vorwiegend um eine theologische Auseinandersetzung mit den Jesus-Büchern des Papstes, aber auch um weitere Aspekte seiner Theologie zu Politik und Gesellschaft: Wie liest Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. in seinen Jesus-Büchern die Heilige Schrift, mit welcher Hermeneutik erschließt er das Evangelium (J.P. Sonnet, O. Arthus), welche Stellung hat der Heilige Geist in seinem Werk und im speziellen in den Jesusbüchern (M.C. Hastetter), wie versteht sich seine Spiritualität und wie interpretiert er die Seligpreisungen(St.O. Horn), in wieweit sind Austausch und Brüderlichkeit ein Aspekt der Communio-Ekklesiologie des Papstes (J. Servais), wie gestaltet sich in den Jesus-Büchern das Verhältnis von Jesu Gebet und christologischen Aussagen (J. Pech) und welche Implikationen ergeben sich aus den Jesusbüchern für Staat und Politik (F. Louzeau, C. Ohly) – alles Fragen, auf die die einzelnen Vorträge des Symposiums eine Antwort zu geben versuchten. Nachmittags wurden die thematischen Einheiten der Vorträge für den afrikanischen Kontext diskutiert und anhand von Impulsreferaten afrikanischer Theologen und Laien pastoral vertieft und weitergeführt.

Zur Eröffnung des Symposiums am 18. September 2013 waren hochrangige Kirchenvertreter anwesend, die Grußworte an die anwesenden Teilnehmer richteten: der Apostolische Nuntius Mons. Brian Udaigwe, der Sekretär des Päpstlichen Rates für die Kultur Mons. Barthélémy Adoukonou, der Apostolische Administrator der Diözeses Proto-Novo Mons. Jean-Benoît Gnambodè, der Generalvikar der Erzdiözese Cotonou P. Philippe Kinkopn, Prof. Albert Tévédjè, Mediateur der Republik und P. Edouard Adè, der Leiter des Centrums für Inkulturation und Spiritualität in Cotonou. Das wissenschaftliche Colloquium wurde in zwei verschiedenen Pfarreien in Cotonou mit einer hl. Messe begonnen und abgeschlossen. Chören mit traditionellen Gesängen in der einheimischen Sprache Fon gestalten die Gottesdienste musikalisch, die uns Europäer das Thema der Inkulturation in Afrika existentiell erleben ließ. In den Predigten bekam nun auch das Volk Gottes an unserem Gedankenaustausch Anteil, der zur Mitte des Glaubens geführt hatte, zu Jesus von Nazareth, dem Sohn Gottes. In seiner Homelie zur Eröffnung des Symposiums mahnte Bischof Adoukonou eindringlich: „Wir müssen aus unseren Partikularismen herausgehen, um uns aufzumachen zum Aufstieg zum lebendigen und wahren Gott.“ Am Ende der intensiven Studienwoche bedauerte ein junger Afrikaner, der momentan in Rom Theologie studiert: „Schade, dass diese Veranstaltung nicht zwei Wochen gedauert hat, so hätten wir Christus noch mehr begegnen können.“

Im Rückblick auf den elf-tägigen Aufenthalt in Benin unter dem tief wolkenverhangenen und fast durchweg grauen Himmel, mit dem das Land der Regenzeit entgegenschaute, empfinden wir alle große Dankbarkeit: Die Lektüre und das Studium der Jesus-Bücher von Joseph Ratzingers/Papst Benedikt XVI. in der Begegnung mit einer ganz jungen und dynamischen afrikanischen Kirche, die uns so gastfreundlich aufnahm und uns an ihrer lebendigen Kultur teilhaben lies, machte uns Europäer zu den Beschenkten. Freundschaften waren geknüpft worden, E-Mails ausgetauscht und Pläne für weitere Ratzinger-Studientage in Afrika geschmiedet. Allen, die zum Gelingen dieses Ereignisses im Jahr des Glaubens in Cotonou beigetragen haben, sei herzlich gedankt.

Michaela C. Hastetter