• D. Vincent Twomey
    „Das Gewissen ist einer der Schlüssel“

D. Vincent Twomey SVD

„Das Gewissen ist einer der Schlüssel“

Newmans Kampf gegen den Liberalismus prägte das Denken von Benedikt XVI.– und dürfte für die Reise nach Großbritannien relevant werden.


Im September (2010) wird Papst Benedikt XVI. nach Großbritannien reisen, um einen der größten Theologen der Kirche seligzusprechen – John Henry Newman. Newman ist zugleich einer der modernsten Theologen, der Joseph Ratzingers eigene Entwicklung als junger Theologe entscheidend geprägt hat. (Ein weiterer war der französische Theologe Henri de Lubac SJ.). Als er sein Theologiestudium aufnahm, war Alfred Läpple –sein Seminarleiter, der erst kurz zuvor aus einem englischen Kriegsgefangenenlager zurückgekehrt war – gerade dabei, seine Doktorarbeit über das Gewissen bei Newman abzuschließen. Läpple führte Ratzinger und seine Kommilitonen an Newman heran, und diese waren bei dem englischen Theologen gleich in ihrem Element.

Das Thema des Staatsbesuchs ist das Motto Newmans: cor ad cor loquitur („Das Herz spricht zum Herzen“). Der biblische Ausdruck „Herz“ kann das bedeuten, was wir als „Gewissen“ bezeichnen. Dieses Motto hat, wie mir scheint, mehrere Bedeutungsebenen: der Vater spricht zum Sohn, Gott spricht zum Menschen; das Herz Jesu spricht zum Herzen des Menschen; Ich zu Dir; das Gewissen spricht zum Gewissen. In einem Wort, das Gewissen des Papstes spricht –wenn es denn vom Heiligen Geist geleitet wird, in dem er sein päpstliches Amt ausübt – zu den Herzen aller Gläubigen und zu allen Menschen guten Willens.

Das Gewissen ist einer der Schlüssel, um Ratzingers Leben und seine Theologie zu verstehen. Er selbst ist ein Mann des Gewissens, was einfach heißt, dass er die innerliche Tapferkeit besitzt, die Wahrheit auszusprechen, sei es gelegen oder ungelegen, und ohne die Folgen zu bedenken: nämlich Unbeliebtheit und Feindseligkeit, nicht nur in den Medien. Sein Verständnis von der zentralen Rolle des Gewissens als der Suche des Menschen nach Wahrheit und Redlichkeit – und damit auch nach einer Ordnung innerhalb der Gesellschaft – ist der Mittelpunkt seines theologischen Strebens. Wenn Ratzinger über das Thema Gewissen schrieb, über dessen Natur und Aktivität, versuchte er, die ursprüngliche Bedeutung einer Bezeichnung wiederzuentdecken, die Newman auf großartige Weise klar und deutlich aussprach. In der modernen Welt ist dieser Terminus so weit entstellt worden, dass er nur noch wenig mehr als „persönliche Vorliebe“ bedeutet. Das führt dann unvermeidlich zur Diktatur des moralischen Relativismus, um hier einmal den O-Ton von Kardinal Ratzinger in der Ansprache an seine Kardinalsbrüder vor seiner Wahl zum Papst wiederzugeben. Newman hätte wohl verstanden, warum.

Newman verbrachte sein Leben im Kampf gegen den Liberalismus. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn sich die nachkonziliaren Dissidenten in England wie andernorts unter dem Mantel des Liberalismus die Gewissensfreiheit zunutze machen, um ihre Verwerfung der kirchlichen Lehre zu rechtfertigen, sich eine pluralistische Religionstheologie zu eigen machen (alle Religionen sind gleich) und Newman noch immer als ihren Patron in Anspruch nehmen. Als Newman 1879 zum Kardinal ernannt wurde, stellte er fest: „Liberalismus in der Religion ist die Lehre, dass es keine bestimmte religiöse Wahrheit gebe, dass vielmehr ein Glaubensbekenntnis so gut wie ein anderes sei. „Und so ist der Liberalismus in der Tat die Absage an das Gewissen als unser Vermögen, in einem gewissen Sinne die absolute Wahrheit zu erfassen, die nunmehr freilich nur undeutlich durch ein Glas gesehen werden kann. Letzteres deutet wiederum auf die Notwendigkeit einer göttlich eingesetzten moralischen Autorität hin, etwas, was der Liberalismus gleichfalls leugnet.

Newmans scharfsinnige Kritik am Liberalismus wird gewiss der Ausgangspunkt für Benedikts eigene Untersuchung des modernen Antlitzes des Liberalismus sein, der sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft schwere Verwüstungen anrichtet: der moralische Relativismus. Hier lohnt es sich festzuhalten, dass der damalige Kardinal Ratzinger in einer früheren kritischen Betrachtung des moralischen Relativismus von einem weiteren großen Engländer inspiriert wurde, dem anglikanischen Laientheologen C.S. Lewis.

Heute ist Großbritannien eine multikulturelle Gesellschaft unter dem Bann einer zunehmend einförmigen säkularen Ideologie, die durch das Zurückdrängen der Religion in die Privatsphäre und die Vertreibung des Christentums aus dem öffentlichen Raum ihre ausschließlich materialistischen Werte im Namen des Schutzes der öffentlichen Ordnung rechtfertigt. Das kann jedoch nur zu einer von zwei Konsequenzen führen, die beide ziemlich erschreckend sind: zu einer „gottförmigen“ Lücke im Leben der Menschen (was dann zur Realitätsflucht in Sex, Gewalt und Drogen führt, unter anderem auch zu Suizid) und ihrem Gegenteil, als Reaktion auf den früheren religiösen oder ethnischen Fundamentalismus. Wenn Gott aus dem öffentlichen Bewusstsein vertrieben wird, werden Wahrheit und Redlichkeit untergraben, die Menschen werden ihrer wahren Würde sowie der Freude beraubt, die Gottes Plan gemäß doch schließlich allen Menschen zuteil werden soll.

Die praktische und theoretische Leugnung Gottes bringt die säkulare Welt (die an sich ja etwas Positives darstellt) in einen unnötigen Widerspruch zum Glauben. Sie führt zudem zu einer Leugnung der objektiven Wahrheit und damit zum moralischen Relativismus. Das findet sogar bei einigen Theologen(und vermehrt auch bei gebildeten Laien) Anklang, die meinen, alle Religionen seien mehr oder weniger berechtigte Wege, die zu Gott und zum Heil führten. Eine solche offensichtliche Toleranz ist teilweise eine Reaktion auf ein früheres, vor dem Konzil recht weit verbreitetes Missverständnis der Doktrin, die besagt, dass es außerhalb der Kirche kein Heil gebe. Darüber hinaus ist sie aber auch teilweise eine beliebte Fehlinterpretation der Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils über das Verhältnis der anderen Religionen zur katholischen Kirche, an der eher der falsche Begriff vom „anonymen Christentum“ eines Karl Rahner schuld hat als die eigentlichen Konzilstexte selbst. Beide führen zu einem „Liberalismus in der Religion“, den Newman verurteilte, der aber mit dem in unserer heutigen Kultur vorherrschenden Relativismus auf einer Wellenlänge schwingt. Die Folge davon ist eine Lähmung des missionarischen Geistes gerade dann, wenn die Gesellschaft die Freudenbotschaft doch so bitter nötig hat. Die Priorität des an der religiösen Front stehenden Papstes muss es daher doch wohl sein, den Christen in Großbritannien von Neuem echten missionarischen Eifer zu entfachen. Das kann von ihm auf zweierlei Wegen erwartet werden: durch die spannende Botschaft, die er zu übermitteln hat – die Unverzichtbarkeit Jesu Christi, wahrer Gott und wahrer Mensch, für die allumfassende Befreiung, Erlösung und Heilung des Menschen und der Gesellschaft – und die Feier der Liturgie als der existenziellen Quelle der inneren Befreiung und Freude, die der Begegnung mit Jesus Christus in den Sakramenten entspringt.

Viele der positiven Werte innerhalb der freilich mehrdeutigen Traditionen, die Großbritannien für die übrige Welt zu einem Leitstern machte – wie die Demokratie (Westminster, die Mutter der Parlamente), die schottische Aufklärung, die industrielle Revolution – werden heutzutage vom atheistischen Säkularismus und vom moralischen Relativismus bedroht. Was ist damit gemeint?

Das Gewissen und die Diskussion sind die Lebensquellen der Demokratie und der Suche nach Gerechtigkeit. Beide beruhen auf der Erkenntnis, dass es ein objektives Falsch und ein objektives Richtig gibt. In den letzten Jahrzehnten hat das Leugnen des objektiven Richtig und Falsch zu dem geführt, was Johannes Paul II. die „Kultur des Todes“ nannte. Hierbei war Großbritannien in vielerlei Hinsicht richtungsweisend.

Die Lambeth-Konferenz brach 1930 mit dem uralten Konsens, der zwischen sämtlichen christlichen Traditionen über die Unerlaubtheit der Empfängnisverhütung bestand. Heute wird diese von den meisten christlichen Glaubensgemeinschaften (außer von der katholischen und der orthodoxen Kirche) akzeptiert. Sobald die Kontrazeption zugelassen war, wie ein ehemaliger Erzbischof von Canterbury einst bemerkte, musste die Billigung gleichgeschlechtlicher Verbindungen die logische Folge sein (der er dann auch zustimmte). Etwas Ähnliches äußerte unlängst auch Erzbischof Rowan Williams. Im Jahre 1967 wurden Abtreibungen „in Ausnahmefällen „zugelassen, wodurch ihr intrinsisches Unrecht geleugnet wurde und man sie grundsätzlich billigte. Und schon bald wurden Abtreibungen für ein „Recht“ gehalten. Der Warnock-Bericht bereitete den Weg für eine allererste Gesetzgebung auf der Welt, die zerstörerische Experimente an Embryonen „regeln“ (das heißt unter bestimmten Umständen erlauben) sollten. Doch sittliche Argumente wurden dabei nicht vorgebracht.

Stattdessen wurde allein die Nützlichkeit ins Feld geführt (sie seien nützlich, um unfruchtbaren Paaren zu helfen, ohne Rücksicht auf den Charakter der damit verbundenen Handlungen). Wer moralische Einwände dagegen erhob (meistens aus katholischer Perspektive), galt als jemand, der sich „viel zu sehr aufregte“ und völlig unvernünftig reagierte, da er ja bloß seine persönliche Meinung äußere. Einige Abgeordnete, die dem Gesetzentwurf zustimmten, gingen in die „Ja“-Lobby über und gaben Donum vitae auf, den vatikanischen Instruktionen zur Bioethik, die vom damaligen Kardinal Ratzinger unterzeichnet waren, zum Trotz. An dieser Front kann der Papst nicht mit allzu viel Entgegenkommen rechnen.

Aber es gibt noch verborgenere kulturelle Faktoren – tatsächlich sind es Vorurteile – die den Empfang des Papstes in Großbritannien beeinträchtigen werden.

Eine grundlegende kulturelle Voraussetzung, die Schottland und England gemeinsam haben, ist ein tiefsitzendes antikatholisches, zumeist unter der Oberfläche – an der Höflichkeit und Toleranz herrschen – angesiedeltes Ressentiment; doch das erklärt den gelegentlich schon fast hysterischen Ausbruch in England auf die eine oder andere Äußerung oder Verordnung aus dem Vatikan. Die antikatholische Haltung in Schottland ist eher von religiöser Überzeugung gekennzeichnet; in England ist sie mehr politisch gefärbt. Es ist bezeichnend, dass der Papst zuerst Schottland besuchen wird, wo die Katholiken eine signifikante Minderheit darstellen –und wo er die Queen in ihrer schottischen Residenz treffen wird. (Der Monarch wird Oberhaupt der Presbyterianischen Kirche, sobald er oder sie die Landesgrenze überschreitet.

Der Umstand, dass sein Besuch in beiden Ländern eine Staatsvisite ist – und nicht nur ein Pastoralbesuch, wie es normalerweise der Fall ist (als Johannes Paul II. in Großbritannien zu Gast war)–ist ebenfalls von Bedeutung. In Schottland könnte das ein wenig vom religiösen Aspekt ablenken. Ratzingers frühere Freundschaft zum größten calvinistischen Theologen des zwanzigsten Jahrhunderts, dem verstorbenen Karl Barth, und seine persönliche Wertschätzung für ihn können ebenfalls hilfreich sein. In England könnte ein reiner Staatsbesuch mit Glanz und Gloria, auf den andere Nationen nur mit Neid schauen, dazu beitragen, jene unterschwelligen Ängste zu zerstreuen, deren Ursprung in der englischen Reformation liegt. Die Reformation markierte den Aufstieg Englands zu einer Weltmacht, die sich im Wettstreit (und im Widerstreit)mit den katholischen Königreichen Europas, insbesondere Frankreichs und Spaniens, befand. Die aufrichtige Loyalität vonKatholiken zur Krone ist schon immer verdächtig gewesen. Ihre Loyalität zu Rom ist oftmals (fälschlicherweise) politisch ausgelegt worden. Als ein Mann des Gewissens kann von Papst Benedikt XVI. überdies erwartet werden, dass er als Vorbild für alle Staatsmänner, Politiker und Rechtsanwälte einen weiteren überragenden Engländer heranzieht –den heiligen Thomas Morus. In der 900 Jahre alten Westminister Hall, dem Ursprung der englischen Demokratie und zugleich der Ort, an dem Thomas Morus der Prozess gemacht wurde, wird der Papst eine Ansprache im Parlament halten. Morus gab, seinem Gewissen folgend, sein Leben hin für die Wahrheit des Primats des heiligen Petrus. So sagte er vor seiner Hinrichtung: „Ich sterbe als des Königs guter Diener, aber zuerst als Diener Gottes.“ Sein lebenslanges Eintreten für die Vorrangstellung des Rechts, um gesellschaftliche Dinge rechtzeitig zu regeln, triumphierte über die Willkür des absoluten Monarchen. Es half den Weg für die moderne Demokratie zu bereiten, die auf der Rechtstaatlichkeit beruht, die sich wiederum auf ein objektives Richtig und Falsch stützt, das – vom Gewissen erkannt – in der Diskussion „fine-tuned“, fein abgestimmt wird.

Aber es gab da noch einen weiteren bedeutenden Engländer, Kardinal Reginald Pole, dessen Theologie vom Primat Roms Ratzingers eigenes Amtsverständnis – wie er es heute vertritt – stark beeinflusst hat, dank der Forschungsarbeiten einer seiner Doktoranden, Dr. Martin Trimpe. Pole, ein Vetter von König Heinrich VIII., verfasste seine Theologie des Papsttums während eines Konklaves, als er – Pole – einer der Favoriten für den Apostolischen Thron war. Beeinflusst durch die Erfahrung der englischen Märtyrer, unter anderem seiner eigenen Mutter, entwickelte Pole seine Theologie von Roms einzigartiger petrinischer Autorität, indem er das martyriologische Gefüge des Papsttums aufdeckte. Für den Stellvertreter Christi ist der Thron Petri geradezu ein Kreuz. Seine Autorität aller politischen Macht gegenüber ist die Macht der Schwäche, die einzig im Gehorsam des Papstes gegenüber dem Depositum fidei (Glaubensgut) verwurzelt ist, wie es der Kirche anvertraut wurde. Während alle politische Macht lokal begrenzt und auf eine nationale Ebene beschränkt ist, umfasst die Macht des Papstes die ganze Welt, sie ist universal, so wie sie in der Wahrheit verankert ist, von der der Nachfolger Petri Zeugnis ablegt. Daraus ergibt sich der Zeugnischarakter des Primats aufgrund eines unvermeidlichen Gegensatzes zwischen Welt und Kirche.

Oder einfacher ausgedrückt: Das Kreuz ist in der Anlage des Papsttums bereits enthalten. Gegenwärtig ist das für Benedikt XVI. nicht mehr nur eine wissenschaftliche These. Sein Staatsbesuch in Großbritannien wird, unter anderen Dingen, die Macht und Herrlichkeit des Kreuzes demonstrieren.

Das soll aber nicht heißen, dass es die Art von Papst Benedikt XVI. wäre, auf Konfrontationskurs aus zu sein: auch wenn manche seiner Verlautbarungen Widerspruch provozieren. Sein ganzes Leben lang suchte er den Dialog, bemühte er sich darum, Brückenbauer zu sein. In einem Kommentar zur kulturellen Lage im heutigen Europa sagte er kürzlich auf seinem Flug nach Portugal: „In diesen Jahrhunderten der Dialektik zwischen Säkularismus und Glaube gab es immer Personen, die Brücken bauen und einen Dialog ins Leben rufen wollten, aber leider dominierte die Tendenz des Gegeneinanders und des gegenseitigen Ausschlusses. Heute sehen wir, dass genau diese Dialektik eine Chance darstellt, dass wir die Synthese und einen inhaltsreichen und tiefgehenden Dialog finden müssen. In dem multikulturellen Umfeld, in dem wir uns alle befinden, sieht man, dass eine rein rationalistische europäische Kultur ohne die transzendente religiöse Dimension nicht in der Lage wäre, mit den großen Kulturen der Menschheit in Dialog zu treten, die alle diese transzendente religiöse Dimension haben, die eine Dimension des menschlichen Wesens ist.

Es ist daher ein Irrtum zu denken, dass es eine reine, anti-historische Vernunft gibt, die nur in sich selbst existiert, und dass es sich dabei um „die“ Vernunft handelt; wir entdecken immer mehr, dass sie nur einen Teil des Menschen berührt, nur eine bestimmte historische Situation zum Ausdruck bringt und nicht die Vernunft an sich ist. Die Vernunft an sich ist offen für die Transzendenz, und nur in der Begegnung zwischen der transzendenten Wirklichkeit, dem Glauben und der Vernunft findet der Mensch sich selbst. Daher denke ich, dass die Aufgabe und die Sendung Europas in dieser Situation gerade darin besteht, diesen Dialog zu finden, den Glauben und die moderne Rationalität in eine einzige anthropologische Sichtweise zu integrieren, die das menschliche Wesen vollständig erfasst und so auch die Kommunikation unter den menschlichen Kulturen möglich macht. Daher würde ich sagen, dass die Präsenz des Säkularismus etwas Normales ist, aber die Trennung, das Gegeneinander von Säkularismus und der Kultur des Glaubens ist anormal und muss überwunden werden. Die große Herausforderung dieser Zeit ist, dass sich die beiden begegnen und so ihre wahre Identität finden. Das ist, wie erwähnt, eine Sendung Europas und eine menschliche Notwendigkeit in dieser unserer Geschichte.“

Das lateinische Wort für Brückenbauer ist Pontifex. In Großbritannien wird Benedikt XVI. beherzt Zeugnis für die Wahrheit ablegen, die uns frei macht; gleichwohl wird er aber auch die Hand nach allen ausstrecken, selbst nach jenen, die jetzt noch Einspruch gegenseinen Besuch erheben. Er ist schließlich der Pontifex.

Bei seiner ersten Reise nach Großbritannien im Jahre 1988 hielt der damalige Kardinal Ratzinger eine öffentliche Vorlesung in Cambridge über die Gefahr des Nihilismus für das Humanum in unserer Zeit. Damals war er sehr unbeliebt – man nannte ihn „Gottes Rottweiler“ und „Panzerkardinal“. Trotzdem bekam er sowohl beim Betreten (für seinen Mut) als auch beim Verlassen (für seine Botschaft) des Hörsaals stehende Ovationen. Das wird, meiner Ansicht nach, wohl Modellcharakter für seinen bevorstehenden Staatsbesuch in Großbritannien haben.

Übersetzung aus dem Englischen
von Katrin Krips-Schmidt

© Die Tagespost

Aus: Die Tagespost Katholische Zeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur,
Ausgabe vom Dienstag, 17.August 2010 Nr.97
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